Michael Kos "BEAUTY AND THE BEAST"

1963 in Villach geboren. Studium in Wien bei Peter Weibel an der Hochschule für angewandte Kunst. Seit 2001 Mitglied des Vereins [kunstwerk] krastal. Betreute 2007 als Obmann gemeinsam mit Sibylle van Halem und Max Seibald das internationale Bildhauersymposium WORLD POOL im Krastal. Prosaband HERZVERSAGEN (2000), Lyriksammlung FASANENSICHEL (2002).

Publikation von literarischen Arbeiten in der Literaturedition Niederösterreich. Herausgabe von DINGE AN SICH - ein Kunstbuch zum Kantjahr - gemeinsam mit Egon Straszer, sowie des Werkkataloges WIEDERGUTMACHUNGEN (2005). Zahlreiche Gruppen- und Einzelausstellungen im In- und Ausland.

Lebt als freischaffender Künstler in Wien, Niederösterreich und im Krastal/Kärnten.

"BEAUTY AND THE BEAST" | VERNÄHTER MARMORFINDLING MIT VERSPIEGELTEN SEITEN | 2007

Im Gegensatz zu den herkömmlichen Auswahlkriterien des Steinbildhauers, die sich an der Unversehrtheit des Steins orientieren, macht Michael Kos Findlinge mit Vernarbungen zum Gegenstand seiner Skulpturen.

Die Arbeit für Zell am See schließt dabei an die Werkserie der "Vernähungen" an, in denen sich die konzeptuelle Idee in einer dichten Unmittelbarkeit in das Material eintastet. Mit der Bearbeitung der rissigen Findlinge geht Kos explizit der diffizilen Frage von Ganzheit, Vollkommenheit, ihrer Beschädigung, Fragmentierung und ihrer möglichen Wiederherstellung symbolhaft nach. Der künstlerische Eingriff wird solcherart zur Reparatur, zu einem ideellen Versuch einer Wiedergutmachung, um eine vollkommene Ganzheit herzustellen.

Die Ganzheit noch einmal zu brechen ist Teil einer neuen formalen Entwicklung innerhalb der Werkserie und prägt die aktuelle Skulptur für Thumersbach. Indem der Stein an beiden Seiten radikal beschnitten wird, ist die Form des gesamten Findlings nicht mehr nachvollziehbar. Das formale Vokabular zielt in der Verwendung industrieller Produkte auf eine Spannung zwischen technoider Künstlichkeit und der natürlichen amorphen Form des Steins. Seine emotionale Fläche, die durch die Vernähungen auch beim Betrachter eigene Befindlichkeiten evoziert, übersetzt Michael Kos durch die Nirostadrähte und die glatte Spiegelfläche in eine postmoderne Formensprache.

Neben dieser formalen Spannung erweitert Michael Kos auch das Thema der Vernähung um ein neues bildhaftes Spiel: Durch die Spiegel wird nicht nur die Umgebung des Steins wiedergegeben, sondern auch der Betrachter selbst.

Silvie Aigner, Kunsthistorikerin

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